Notiz: Hildegard Lea Burjan, née Freund, geboren am 30. Januar 1883 in Görlitz, Schlesien, und gestorben am 11. Juni 1933 in Wien, war eine deutsch/österreichische Frauenrechtlerin und Politikerin. Sie hatte eine vier Jahre ältere Schwester, Alice Freund (1869-1973), die später Turn- und Arbeitslehrerin an der Realschule Talhof in St. Gallen (Schweiz) war. Am 2. Mai 1907 heiratete Hildegard den gebürtigen Ungarn Alexander Burjan (geboren als Alexander Brandstein, am 26. November 1882 in Györ (Raab) in Ungarn, gestorben 1973 in Wien). In der Heiratsurkunde wurden beide als der „mosaischen“ Religion zugehörig geführt. 1909 konvertierte Hildegard zum katholischen Glauben und das Ehepaar zog im selben Jahr nach Wien. Hildegard brachte hier 1910 die einzige Tochter Elizabeth Aloisia Burjan (1910-2006) zur Welt. Die Tochter lebte ab 1934 in London, ab 1942 in den USA. Während Alexander Burjan in leitender Funktion in einer Telefonfabrik arbeitete, engagierte sich Hildegard Burjan für die Rechte von Frauen und allgemein für ausgebeutete und rechtlose Randgruppen. 1912 gründete sie in Wien den „Verband der christlichen Heimarbeiterinnen“ und 1918 den Verein „Soziale Hilfe“. Im Februar 1919 wurde Hildegard Burjan als christlich-soziale Arbeiterinnenvertreterin in die Konstituierende Nationalversammlung der Republik Deutschösterreich gewählt. Mit der Unterstützung von Dr. Ignaz Seipel (1876-1932), österreichischer Bundeskanzler von 1919 – 1932, gründete sie am 4. Oktober 1919, die Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis, die bis heute existiert und sich karitativen Aufgaben widmet. Hildegard Burjan starb im Jahr 1933 im Alter von 50 Jahren.
Ihr Ehemann musste vor den Nationalsozialisten flüchten und emigrierte 1938 nach Brasilien, wo er als Kaffeebauer ein Stück Urwald bebaute und es zu Ehren seiner Frau „Fazenda Hildegardis“ nannte. Sein Haus in Wien wurde derweil von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und verwertet. Die Bibliothek wurde wahrscheinlich über die Bücherverwertungsstelle Wien zerstreut. Alexander Burjan starb 1973. Das Ehepaar und die Tochter sind auf dem Wiener Zentralfriedhof bestattet. Am 29. Januar 2012 wurde Hildegard Burjan selig gesprochen.
Gehmacher, Johanna: Dr. Hildegard Burjan - erste weibliche Abgeordnete der Christlichsozialen Partei, Masterarbeit, Universität Wien 2013: https://utheses.univie.ac.at/detail/25701#
Schödl, Ingeborg: Hildegard Burjan: Frau zwischen Politik und Kirche, Wien (Wiener Dom-Verlag) 2008.