Notiz: Albrecht Mendelssohn Bartholdy wurde am 25. Oktober 1874 in Karlsruhe als Sohn des Geschichtsprofessors Karl Mendelssohn Bartholdy (1838-1897) geboren. Er ist außerdem der Enkel des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy. Obwohl er in eine jüdische Familie hineingeboren ist, wird er als Säugling evangelisch getauft. Er wuchs bei seiner Mutter (Mathilde geb. von Merkl), Großmutter und Großtante in Karlsruhe auf. Im Freundeskreis wird er „Felix“ genannt. Nachdem er 1892 das Abitur am Gymnasium in Karlsruhe absolviert hatte, studierte er in Leipzig Jura. Dort lehrte sein Onkel Adolf Wach an der Universität. 3 Semester seiner Studienzeit verbringt Albrecht in Heidelberg und München (1894). Neben seinem Jura Studium veröffentlicht er mit 22 Jahren einen romantischen Lyrik Band, als Gymnasiast hatte er bereits den Fichte-Preis für deine Gedichte erhalten. 1897 promoviert er und habilitiert anschließend 1901. Danach lehrte er zunächst als Privatdozent in Leipzig, bevor er 1903 einen Professorentitel erhält und 2 Jahre später die außerordentliche Professur für internationales (Privat-)Recht in Leipzig innehatte. Im März 1905 heiratet er außerdem seine Cousine Dora Wach. Ab Oktober 1905 erhält er eine ordentliche Professur für Zivilprozessrecht und Bürgerliches Recht (Professor für internationales Recht, Zivil- und Zivilprozessrecht) in Würzburg. Mit seiner Frau adoptierte er 1916 ein fünfmonatiges Mädchen namens Lea. 1914 lehnt er den Ruf an die neugegründete Frankfurter Universität ab, sowie auch den 1917 ergehenden Ruf nach Göttingen. Auch andere Rufe, z.B. nach Berlin lehnt er ab. Auf Grund der eingehenden Rufe anderer Universitäten erhält er 1917 in Würzburg eine Gehaltserhöhung, die Ernennung zum königlichen Geheimen Hofrat und eine Erweiterung seiner Professur auf internationales, besonders englisches, Recht. Außerdem gründete er eine Abteilung für Englisches Recht am Juristischen Seminar. Mendelssohn wurde 1919 in die deutsche Delegation der Versailler Friedensverhandlungen berufen. Als Teil dieser Delegation ist er Mitverfasser der „Professoren-Denkschrift“. 1920 adoptiert er mit seiner Frau ein weiteres Mädchen, Brigitte. Außerdem nimmt er den Ruf an die Hamburger Universität an, wo er die Professur für ausländisches Recht erhält (Professor für Zivilrecht, Auslandsrecht und internationales Privat- und Prozessrecht). Dies ist der erste Lehrstuhl seiner Art in Deutschland und wurde extra für Mendelssohn geschaffen.
In Hamburg gründet er ab 1921 das Institut für Auswärtige Politik. Dieses soll sich mit der Aufarbeitung der Kriegsursachen beschäftigen, sowie mit völkerrechtlichen Regelungen zu Kriegsfolgen, die Weimarer Außenpolitik fundieren und zur Verständigung der einstigen Kriegsgegner beitragen. In den Gründungsjahren befindet sich das Institut provisorisch im Haus von Max Warburg, sowie in Albrechts Privaträumen. Das Institut hatte eine unabhängige privatrechtliche Struktur und wurde von Albrecht ehrenamtlich geleitet. Über ihn war es mit der Uni Hamburg verbunden. Der Senat stellte im weiteren Verlauf die Räume und besoldete 5, später 8, Mitarbeiter. Der Etat bestand außerdem aus Zuschüssen der Reichsregierung, Spenden, Stiftungen der Wissenschaftsförderung und großzügigen Starthilfen von Warburg. Das Institut befand sich ab 1924 im Turmgebäude der „Alten Post“ in der Hamburger Innenstadt. Albrecht richtete außerdem im Institut eine große Bibliothek ein. Zusätzlich gründet er auch eine Amerika-Bibliothek in Hamburg, sowie die „Gesellschaft der Freunde der Vereinigten Staaten“ und die Zeitschrift „Hamburg-Amerika-Post“. 1923 wird er zudem Mitglied der Zivilprozesskommission des Reichs und 1925 Mitglied des internationalen Schiedsgerichts zur Auslegung des Dawes- und Young-Plans. 1931 wird er außerdem deutscher Delegierter in der Bundesversammlung Völkerbund.
Aus dem Haus von Warburg zieht Albrecht mit seiner Familie nach Ohlstedt. 1927 erhielt er den Ehrendoktor der Harvard University, sowie 1929 einen der University von Chicago. Bereits ab 1932 sieht er sich antisemitischen Angriffen ausgesetzt. Im April 1933 wird Albrecht durch den Hamburger Bürgermeister zum Rücktritt aus dem Vorstand der Philharmonischen Gesellschaft gedrängt. Im Juni desselben Jahres reist er noch als Ehrengast zur Weltausstellung in Chicago, dies wird vom Auswärtigen Amt befürwortet. Albrecht hofft seine Zeitschriften und sein Institut durch Zurückhaltung retten zu können. Am 23. August wird ihm die Zwangsversetzung in den Ruhestand zum Jahresende mitgeteilt. Auf eigenen Wunsch wird er sofort beurlaubt (Sept. 1933). Am 26. Januar 1934 werden seine Ruhegehaltsbezüge gekürzt. Außerdem teilt das Reichsinnenministerium im Januar mit, dem Institut keine Mittel mehr geben zu wollen. Im Februar 1934 wird er zudem gezwungen als Leiter des Instituts für Auswärtige Politik zurückzutreten. Am 04.03.1934 tritt er schließlich zurück. Auch aus diversen anderen Herausgeberkreisen, Organisationen und Gremien wird er ausgegrenzt. Das Institut wird der Schirmherrschaft von Ribbentrop unterstellt, welcher das Archiv und die Bibliothek nach Berlin überführt (1937) und mit dem deutschen Institut für außenpolitische Forschung vereint. Die Hamburger Institutsbibliothek soll die NS-Zeit unbeschadet überdauert haben. Sein Ruhegeld wird gestrichen. Im September 1934 emigriert er nach Oxford. Seine Frau und seine Töchter folgen über die Schweiz. Albrecht erhält an der Uni in Oxford einen Lehrauftrag.
In Oxford verstirbt Albrecht am 26. November 1936 an Magenkrebs. Er wird in Clifton Hampden beerdigt. Posthum erscheinen noch zwei Veröffentlichungen von Albrecht. Laut Aufzeichnungen der Uni Hamburg soll seine Witwe ab dem 01.03.37 Ruhegeld erhalten haben.
Darleen Pappelau (Universitätsbibliothek JCS Frankfurt am Main), Stand vom 02.07.2025