Werner Siemens-Realgymnasium Schöneberg (WSRG)

Person/Körperschaft

Identifier/Permalink:
Entity 10587
Tätigkeit/Titel/Branche:
Gymnasium und Realgymnasium

Gründung: 16. April 1903 in Berlin
Auflösung: Mai 1935 in Berlin

Adresse:
Hohenstaufenstraße 48/49 und 47/48, Berlin-Schöneberg

Identifikation Person/Körperschaft: ja
NS-verfolgt: Nein
Eigentümer: unbekannt
Notiz:

Das 1903 gegründete Werner-Siemens-Realgymnasium (WSRG) im Bayerischen Viertel war während der Weimarer Republik eine der fortschrittlichsten Schulen Berlins. Unter der Leitung des Reformpädagogen Wilhelm Wetekamp setzte die Schule auf moderne Lehrmethoden, wie z. B. Französisch als erste Fremdsprache, einem Schwerpunkt auf Hand- und Werkunterricht sowie einer praxisnahen Unterrichtsgestaltung. Auch wurden diverse Angebote wie Stenographie-Unterricht, ein Ruderverein, ein Schülerorchester und Sportclubs eingeführt. Das Schülertheater, in dem Wetekamp als König Lear auftrat, erfreute sich großer Anerkennung. Zudem wurden ein literarischer Verein und ein Lesezimmer eingerichtet. 1909 führte Wetekamp als erster in Preußen eine Schülervertretung ein und förderte die Gründung von Schülervereinen.  Sowohl die Schüler als auch die Eltern wurden aktiv in die Gestaltung des Schullebens eingebunden, was Schulfeste, Schulfahrten und Schülertheater-Inszenierungen einschloss.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 kam es jedoch zu einem drastischen Einschnitt. Jüdische und regimekritische Lehrer wurden entlassen, darunter auch der Direktor, der sich nach dem Reichstagsbrand kritisch über die Nationalsozialisten geäußert hatte. Viele jüdische Schüler emigrierten mit ihren Familien, während andere aufgrund des Entzugs von Schulgeldbefreiungen die Schule nicht mehr besuchen konnten. 1934 sank die Zahl der jüdischen Schüler auf 72, was den Nationalsozialisten den Vorwand lieferte, die Oberstufe wegen „Schülermangels“ zu schließen.

Zu den Schülern des WSRG gehörte auch der später berühmte Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki, der die Schule von 1934 bis zu ihrer Schließung am 4. Mai 1935 besuchte.

Im Mai 1935 wurde das Werner-Siemens-Realgymnasium von den Nationalsozialisten aufgelöst. Anschließend diente das Gebäude als Berufsschule für Mädchen. Nach dem Zweiten Weltkrieg beherbergte das Gebäude zunächst die Carl-Bamberg-Oberschule (Berufsschule) und wurde ab April 1970 zur heutigen Georg-von-Giesche-Oberschule.

Auf Initiative des Vereins ehemaliger Schüler und Lehrer des Werner-Siemens-Realgymnasiums wurde die Malwida-von-Meysenbug-Schule in Nikolassee, die nach der deutschen Schriftstellerin benannt war, im Jahr 1967 in Werner-von-Siemens-Oberschule umbenannt. Damit übernahm die Schule die Verpflichtung, die Traditionen des Werner-Siemens-Realgymnasiums fortzuführen.

Weitere Infos: https://web.archive.org/web/20171003224839/https://georg-von-giesche-schule.de/2016-05-09-14-17-40/schulgeschichte
https://www.wikiwand.com/de/articles/Werner-Siemens-Realgymnasium


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