Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund. Ortsausschuß Herford

Person/Körperschaft

Identifier/Permalink:
Entity 19008
Tätigkeit/Titel/Branche:
Gewerkschaft / Dachgewerkschaft

Gleichschaltung: 2. Mai 1933 in Herford

Adresse:
"Volkshaus", Bäckerstraße 35, Herford

Identifikation Person/Körperschaft: ja
NS-verfolgt: ja
Eigentümer: ja
Notiz: Der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund (ADGB) wurde am 5. Juli 1919 als Dachverband der freien Gewerkschaften in Nürnberg gegründet. Zu den Aufgaben der Ortsausschüsse gehörte die Koordination der Aktivitäten der Einzelgewerkschaften und übergeordnete Aufgaben wie etwa die Förderung des Bildungswesens und die Rechtsauskunft für Arbeiter*innen.

Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten wurden die freien Gewerkschaften und ihr Dachverband mit all seinen Untergliederungen am 2. Mai 1933 zerschlagen und ihr Vermögen beschlagnahmt. Unter dem Vorwand der Korruption und der Veruntreuung von „Arbeitergroschen“ hatten die Nationalsozialisten bereits zuvor eine öffentliche Hetzkampagne gegen die Gewerkschaften geführt. In der Folge wurden nicht nur Bankguthaben und Immobilien der Gewerkschaften eingezogen. Für das Gebiet Rheinland-Westfalen-Lippe ist dokumentiert, das auch Aktentaschen, Stempel, Abzeichen, Briefumschläge, Locher, Mitgliederlisten und Beitragsmarken von den Nationalsozialisten beschlagnahmt wurden. Auch die Bibliotheken der Gewerkschaften wurden im gesamten Deutschen Reich beschlagnahmt und in der Regel an die Deutsche Arbeitsfront übergeben.

Der ADGB-Ortsauschuss Herford hatte sein Büro im sogenannten Volkshaus in der Bäckerstraße 35, der langjährige Vorsitzende war bis zu seinem Tod 1931 Hermann Quernheim. Am 2. Mai 1933 besetzten die Sturmabteilung (SA) und die Schutzstaffel (SS) das Herforder Volkshaus und hissten dort die Hakenkreuzfahne. Vier Gewerkschaftsfunktionäre wurden verhaftet, zwei von ihnen wurden im Laufe des Tages wieder frei gelassen. Bereits am 30. Juni 1933 widmete die Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation im Beisein der örtlichen politischen Leiter der NSDAP, der SA und der SS das beschlagnahmte Volkshaus in einem Festakt in ein „Haus der Deutschen Arbeit“ um.

Quellen:
  • Herforder Adreßbuch 1931/32.
  • Herforder Kreisblatt, 88. Jahrgang (Nr. 101), 3. Mai 1933.

Literatur:
  • Briel, Cornelia: Beschlagnahmt, erpresst, erbeutet. NS-Raubgut, Reichstauschstelle und Preußische Staatsbibliothek zwischen 1933 und 1945. Berlin 2013, insb. S. 186.
  • Brunner, Detlev: Bürokratie und Politik des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes 1918/19 bis 1933 (= Schriftenreihe der Otto Brenner Stiftung Bd. 55). Frankfurt a. M. 1992.
  • Sahrhage, Norbert: Diktatur und Demokratie in einer protestantischen Region. Stadt und Landkreis Herford 1929 bis 1953. Bielefeld 2005.
  • Scheibe, Dietrich u. Wiegold-Bovermann, Margit: „Morgen werden wir die Gewerkschaftshäuser besetzen“. Die Zerschlagung der Gewerkschaften in Rheinland-Westfalen-Lippe am 2. Mai 1933. Essen 2003.

Silke Bremer (Stadtbibliothek Hannover), Stand vom 22.05.2025
 
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