Berendsohn, Walter

Person/Körperschaft

Identifier/Permalink:
Entity 19879
Tätigkeit/Titel/Branche:
Freimaurer, Deputierter Großmeister (nach 1932)
außerplanmäßiger Prof. Uni Hamburg (nach 1926)
Privatgelehrter (1936 bis 1943)

Geburt: 10. September 1884 in Hamburg
Eheschließung: 27. Juli 1918
Entlassung: 31. August 1933 in Hamburg
Emigration: 15. Juli 1933 in Kopenhagen, Dänemark
Enteignung: 1935
Emigration: 25. September 1943 in Schweden
Tod: 30. Januar 1984 in Stockholm, Altersheim

Identifikation Person/Körperschaft: ja
NS-verfolgt: ja
Eigentümer: möglich
Notiz: Walter Arthur Berendsohn (*10.09.1884 Hamburg ⴕ30.01.1984 Stockholm) war der Sohn von Bernhard S. Berendsohn und Florette, geb. Sonn. Beide starben als er 5 Jahre alt war. Er entstammt einer Buchhändler Familie, begonnen bei seinem Ur-Großvater Bernhard Salomon Berendsohn, welcher in Hamburg Buchhändler war und 1833 einen Buch- und Kunstverlag gründete. Sein Großvater Martin Berendsohn und dessen Bruder Wilhelm waren Antiquare, sein Onkel ebenfalls Buchhändler in Hamburg. 1898 verließ Walter Berendsohn die Realschule in Wandsbek, woraufhin er bis 1903 eine kaufmännische Lehre absolvierte und 1904-05 als kaufmännischer Angestellter tätig war. Zudem war er von Herbst 1904 bis Herbst 1905 als Einjährig-Freiwilliger im Infanterie Regiment Nr. 76 in Hamburg. Ab 1905 hielt er sich in Berlin auf, absolvierte im Frühjahr 1907 sein Abitur und begann mit dem Studium (Altphilologie und Germanistik), welches er in Freiburg (1907), München (1907-1909) und Kiel (1909-1911) fortsetzte. 1908 nahm er am Weltfriedenskongress in München teil und wurde Mitglied im deutschen Friedensbund. 1912 promovierte er in Kiel. Von 1912 bis 1914 arbeitete er als Privatgelehrter in Hamburg, im August 1914 wurde er am hamburgischen Kolonialinstitut angestellt und war zudem 1914 bis 1933 Assistent am germanistischen Seminar Hamburg. Im ersten Weltkrieg (1914-1918) diente er an der Westfront. Eingezogen als Unteroffizier der Landwehr, stieg er 1915 zum Offizier auf. Er wurde zweimal verwundet und erhielt für seine Dienste das EK 1. und 2. Klasse, sowie weitere Orden. Am 27.07.1918 heiratete er Dorothea Margaretha, geb. Eggert. Ihre erste Tochter Annie Elizabeth, gen. Anneli verh. Romm, wurde am 18.10.1919 geboren. 1920 habilitierte Berendsohn in Hamburg und war fortan, bis 1926, als Privatdozent an der Uni Hamburg tätig. 1920 trat er außerdem in die Loge Menschentum des Freimaurerbundes zur aufgehenden Sonne ein, wo er ab 1932 Deputierter Großmeister war. 1926 trat er in die SPD ein und wurde außerplanmäßiger Professor an der Uni Hamburg, sowie Leiter der skandinavistischen Abteilung. Zusätzlich wurde er 1926 Dozent an der Volkshochschule Hamburg und Vorsitzender des Deutsch-Schwedischen Konversationskreises. Am 18.07.1926 wurde seine zweite Tochter Karin Ilse, verh. Braun, geboren. 1932 wurde er Mitherausgeber der Freimaurerzeitschrift „ethische Kultur“ und begründete die Schriftenreihe „Nordische Brücke“. Im Zuge der Wiederherstellung des Berufsbeamtentums wurde Berendsohn am 06.07.1933 suspendiert und mit Wirkung zum 31. August entlassen. Bereits am 15.07.1933 emigriert er mit seiner Familie nach Dänemark (Kopenhagen), noch im selben Jahr erscheint die erste irrtümliche Meldung zu seinem Tod. Ab 1933 befasste er sich mit deutschsprachiger Literatur der Massenflucht aus dem 3. Reich. In Dänemark nimmt er 1933 bis 1943 an der Aufklärungsarbeit gegen Hitler teil. Zudem beteiligt er sich am Aufbau des Emigrantenheim in Kopenhagen, mitsamt Bibliothek. 1935 werden all seine Werke verboten, sowie ihm und seiner Familie die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen, sein Eigentum eingezogen und seine Promotion aberkannt. 1936 bis 1943 arbeitet er als Privatgelehrter, ist ab 1937 Mitglied des deutschen PEN-Zentrums (London, später Ehrenmitglied) und bezieht 1938 bis 1940 ein Stipendium der „American Guild for German Cultural Freedom“. Nach der Besetzung Dänemarks 1940 taucht Berendsohn unter. Zu dieser Zeit erfolgt seine 2. Irrtümliche Todesmeldung. Auf diese Weise bleibt er bis 1943 unbeachtet. Am 25.09.1943 flieht er mit dem Ruderboot nach Schweden. Dort arbeitet er in den schwedischen Exilorganisationen SoPaDe und DV mit. Zudem wird er von Okt. 1943 bis 1970 wissenschaftlicher Archivarbeiter am Nobelinstitut der Schwedischen Akademie. Im Januar 1944 ruft er zur Gründung des Freien Deutschen Kulturbundes auf. 1945 trat er der Hamburger Freimaurerloge Frieden und Freiheit bei. 1952 bis 1973 war er Mitglied des Sonntagskreises, welchen er 1951 bis 1962 auch leitete. Zudem erhielt er 1952 einen Lehrauftrag am deutschen Institut der Uni Stockholm (bis 1971). 1953 (52?) stiftete er seine umfangreichen internationalen Sammlungen der DNB in Frankfurt am Main. 1954 erhielt Berendsohn das Verdienstkreuz 1. Klasse der BRD (1964 folgte das Große Verdienstkreuz), sowie 1963 die Goethe-Medaille in Silber des Goethe-Instituts in München. 1966 begründet er an der Uni Stockholm eine Forschungs-/Sammelstelle für deutschsprachige Literatur der Flüchtlinge aus dem 3. Reich. In den Jahren 1969-1975 war er Mitbegründer und Ehrenvorsitzender der Stockholmer Koordinationsstelle zur Erforschung der deutschsprachigen Exilliteratur. 1974 wird er von der Uni Stockholm als Dr. h.c. geehrt (erst 1983 ebenfalls von der Uni Hamburg). In diesem Jahr finden zu seinem 90. Geburtstag zudem drei Ausstellungen über Berendsohn statt. Am 30. Januar 1984 stirbt er schließlich im Altersheim und wird auf dem jüdischen Friedhof in Stockholm beerdigt.
Darleen Pappelau (Universitätsbibliothek JCS Frankfurt am Main), Stand vom 01.07.2025

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