Jellinek-Mercedes, Fernand Raul

Person/Körperschaft

Identifier/Permalink:
Entity 578
Adresse:
Wiener Strasse 41, Baden bei Wien (Österreich)

Tätigkeit/Titel/Branche:
Schriftsteller
Privatier

Geburt: 18. Juni 1888 in Algier
Tod: 2. Februar 1939 in Baden bei Wien
Sonstiges: 1903
Identifikation Person/Körperschaft: ja
NS-verfolgt: ja
Eigentümer: ja
Notiz: Raoul Fernand Jellinek-Mercedes (1888 – 1939)

Am 18. Juni 1888 erblickt Raoul Fernand in Algier das Licht der Welt. Sein Vater war Emil Jellinek (1853 – 1918) ein Geschäftsmann und Berater der Daimler-Motorengesellschaft. Seine Mutter war Rachel Carmen Goggmann Cenrobert (1854–1893). Aus der Ehe stammen zwei weitere Kinder, Adolph (1876-1904) und Adrienne Manuela Ramona, genannt Mercedes (1889 – 1929) – nach ihr wurde das gleichnamige Automobil benannt.

Aus der zweiten Ehe des Vaters mit Madeleine Henriette Anaise Engler (1873-1941), die 1899 geschlossen wurde, gingen die Kinder Alain Didier (1900 - ?), Guy (1902 - 1980), René (1903 -1912) und Andrée, genannt Maya (1906 - 2003) hervor.

Raoul lebte als Schriftsteller in der Wiener Straße 41 in Baden bei Wien. Er lebte in wohlhabenden Verhältnissen und besaß neben einer reichen Musikaliensammlung auch eine Gemäldesammlung und eine große Bibliothek. Gemeinsam mit seinem Halbbruder Guy war er förderndes Mitglied des Wiener Musikvereins. Verheiratet war er mit Leopoldine Weiss (1885 – 1981). 

Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich wurde er im Juli 1938 aufgefordert seine Vermögensverhältnisse, entsprechend der „Verordnung über die Anmeldung des Vermögens von Juden vom 18. Mai 1938 (GBl. für Österreich Nr. 139/1938)“ bekannt zu geben.
All seine Bemühungen, der Tatsache zu entkommen, dass er von den Nationalsozialisten auf seine jüdischen Wurzeln reduziert wurde, verliefen im Nichts.
Er war gezwungen, durch Notverkäufe seines Privatvermögens, u.a. auch seiner Bibliothek, das Überleben der Familie zu sichern. Diesem Druck konnte er nicht standhalten und beging am 10. Februar 1939 in Baden bei Wien Selbstmord. Seine letzte Ruhestätte befindet sich im Familiengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof.

Seine Frau Leopoldine Jellinek-Mercedes äußerte sich im Zuge eines Wiedergutmachungsverfahrens zum entzogenen Vermögen, das 1962 aufgrund der nicht fristgerechten Einreichung des Antrages, abgewiesen wurde, auch zum Verkauf der Bibliothek. Das Geld aus der weit unter Wert verkauften Bibliothek diente u.a. zur Bezahlung der Judenvermögensabgabe von 32.000.-RM nach Raoul Fernands Tod. 

Quellen:
Bibliothek „Raoul Fernand Jellinek Mercedes“ Restitutionsdossier Nr. 3 (Kurzfassung) von Dr. Walter Mentzel Erstellt von:  Dr. Walter Mentzel Datum: 01. November 2011 https://ub.meduniwien.ac.at/fileadmin/content/OE/ub/dokumente/Restitutionsdossier_03_Jellinek_Mercedes.pdf (abgerufen 14.01.2025)

Text: zusammengefasst von Susanne Paul (Universitätsbibliothek, Freie Universität Berlin), Stand: 14.01.2025
 
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