Notiz: Alfred Weiland (1906-1978) wuchs im Arbeiterbezirk Berlin-Moabit auf. Neben seinen Tätigkeiten als Schlosser und Telegrafenarbeiter, war er auch als Journalist für die rätekommunistische Presse aktiv. Er war Mitglied in der linksradikalen Kommunistischen-Arbeiter-Partei Deutschlands (KAPD) sowie der Allgemeinen Arbeiter-Union (AAU) und kam nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ 1933 bis 1934 in so genannte "Schutzhaft" in das KZ Hohnstein. In den 1940er Jahren schloss er sich der im Untergrund agierenden Widerstandsorganisation um Carl Goerdeler und Julius Leber und der Gruppe um Anton Saefkow an. 1944 entging Weiland nur knapp einer Verhaftung durch freiwillige Meldung zur Wehrmacht.
Alfred Weiland war von Juni 1945 bis Februar 1946 beim Bezirksamt Berlin-Schöneberg in der sog. "Bergungsstelle" beschäftigt, einer Einrichtung des Berliner Magistrats nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Die "Bergungsstelle" hatte das Ziel, die zerstörten Berliner Bibliotheken möglichst schnell wieder aufzubauen. Seine Aufgabe bestand u. a. darin, Bücher aus der ehemaligen Bibliothek des RSHA in der Eisenacher Straße 11-13 zu sichten und zu sortieren. Dabei handelte es sich um NS-Raubgut, das nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sichergestellt wurde. Im Juli 1945 befanden sich etwa 50-60.000 Bände in den Kellerräumen des ehemaligen Logengebäudes.
In dieser Zeit begann er auch mit der Reorganisation und dem Aufbau einer illegalen "Gruppe Internationaler Sozialisten" und stand seit 1945 unter Beobachtung des sowjetischen Geheimdienstes und des SED Abwehrappartes. Am 11. November 1950 wurde er im Auftrag des sowjetischen Geheimdienstes von der Stasi auf offener Straße aus West-Berlin entführt und in das sowjetische MGB-Gefängnis in Berlin-Hohenschönhausen gebracht. Trotz seines Widerrufs unter Folter erpreßter "Geständnisse über Spionagetätigkeit" wurde Weiland in einem Geheimprozeß vom Landesgericht Greifswald 1952 wegen "Boykott- und Kriegshetze" zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt.
Nach seiner vorzeitigen Freilassung in 1958 lebte er in West-Berlin und engagierte sich für die Verfolgten in sozialistischen Staaten. Er wurde Mitglied der SPD. Alfred Weiland starb 1978 in West-Berlin.
Text von Elena Brasiler (Universitätsbibliothek, Freie Universität Berlin), Stand: 2014
Quellen: Heilmann, Bibliothek in Zeit und Räumen, Bibliotheks-Informationen, Nr. 18, Hrsg. Freie Universität Berlin, Berlin 1988, S. 3-10
Verknüpfte Personen/Körperschaften
Möhring, Hermann (steht in Beziehung mit)