Falkenheim, Hugo

Person/Körperschaft

Identifier/Permalink:
Entity 6966
Adresse:
Kaulbachstraße 63, München (1935)

Tätigkeit/Titel/Branche:
Privatgelehrter, Philosoph, Literaturwissenschaftler, Bibliothekar

Geburt: 6. Juni 1866 in Berlin
Entlassung: 1933 in München
Tod: 21. Oktober 1935 in München
Identifikation Person/Körperschaft: ja
NS-verfolgt: ja
Eigentümer: möglich
GND: https://d-nb.info/gnd/116395850
Notiz: Hugo Falkenheim wurde am 6. Juni 1866 in Berlin als Sohn des Kaufmanns Jakob Falkenheim und seiner Ehefrau Mathilde Falkenheim, geb. Cohn, geboren. Falkenheim studierte in Heidelberg Philosophie und wurde 1889 mit einer Dissertation zur kantischen Ästhetik bei Kuno Fischer promoviert. Anschließend war er als Privatgelehrter tätig und publizierte u.a. einige philosophische Schriften. Zudem arbeitete er als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter an der Universitätsbibliothek München.

Er war verheiratet mit der am 24. September 1869 in Halle/Saale geborenen, evangelisch getauften Rosa Jäger. Das Paar hatte zwei Söhne: den 1895 geborenen Reinhold und den 1898 geborenen Ernst.

Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten wurde Hugo Falkenheim, der jüdischer Herkunft war und 1892 zum Protestantismus konvertierte, auf Grund des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ 1933 aus dem Bibliotheksdienst entlassen. Er starb am 21. Oktober 1935 in München.

Seine Witwe Rosa lebte nach seinem Tod weiter in München, bevor sie am 13. August 1944 im oberbayerischen Miesbach starb. Der in Berlin lebende Sohn Reinhold Falkenheim wurde als sogenannter „jüdischer Mischling“ nach der NS-Gesetzgebung ab November 1944 zu Zwangsarbeit bei der Organisation Todt verpflichtet. Er war in den Zwangsarbeitslagern Wichlinghausen, Arnheim und Amersfoort inhaftiert und wurde 1945 in den Niederlanden von alliierten kanadischen Truppen befreit.

Trotz seiner Entlassung aus dem Bibliotheksdienst und der damit nachgewiesenen NS-Verfolgung finden sich in den vorliegenden Quellen bisher keine Anhaltspunkte, dass Hugo Falkenheim oder seine Erb*innen Bücher aus ihrem Eigentum unter Zwang veräußern mussten. Der Erwerbungszeitpunkt (3. August 1944) des in der Stadtbibliothek Hannover aufgefundenen Exemplars legt nahe, dass die Söhne die Bibliothek des Vaters nach dessen Tod und vor dem Tod der Mutter verkauften. Eine NS-Verfolgung Rosa und Ernst Falkenheims kann bislang nicht nachgewiesen werden.

Quellen:
  • BayHStA, Landesentschädigungsamt Bayern, Verfahren Reinhold Falkenheim, LEA 10731.
  • LASA, Lutherische Kirchenbücher 1760-1890, Filmnr. 1335117, Taufbucheintrag Rosa Jäger, Halle/Saale 1869.
  • StAM, Nachlassakt Dr. phil. Hugo Falkenheim, Sign. AG München NR 1935/3228a.
  • StAM, Einwohnermeldekarte zu Dr. Hugo Falkenheim und Rosa, geb. Jäger, EWK 65 – F 63 u. Polizeimeldebogen zu Dr. Hugo Falkenheim und Rosa, geb. Jäger, PMB F-11.
  • StadtA München, Standesamt München, Sterberegistereintrag zu Dr. Hugo Falkenheim, I/2246/1935.
  • UA Heidelberg, Promotionsakte Hugo Falkenheim, H-IV-102/123.
  • UA München, Personalakte Hugo Falkenheim, PA-allg-533.
 
  • Hohoff, Ulrich: Wissenschaftliche Bibliothekarinnen und Bibliothekare als Opfer der NS-Diktatur. Eine Übersicht über 250 Lebensläufe seit dem Jahr 1933, in: o-bib. Das offene Bibliotheksjournal, Bd. 2, Nr. 2 (2015).
  • „Falkenheim, Hugo“, in: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Band 6: Dore–Fein. Hrsg. vom Archiv Bibliographia Judaica, München: Saur 1998, S. 482–483.

Jenka Fuchs/Silke Bremer (Stadtbibliothek Hannover), Stand vom 23.01.2025
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