OHG Eduard Groedel

Person/Körperschaft

Identifier/Permalink:
Entity 19863
Tätigkeit/Titel/Branche:
Großhandlung für tierische Rohstoffe

Identifikation Person/Körperschaft: ja
NS-verfolgt: ja
Eigentümer: ja
Notiz: Nach dem Tod des Vaters 1905 werden die Brüder Ludwig und Max zu Inhabern der OHG Eduard Groedel. Es handelt sich dabei um eine Großhandlung für tierische Rohstoffe, die von ihrem Vater gegründet worden war. Gesellschafter waren Ludwig und Max Groedel, eingetragener Geschäftsführer Ludwig Groedel. Mitbeteiligt war außerdem Paul Groedel aus Tilburg Holland (Bruder von Eduard?).
Die Brüder widerstanden den Arisierungsversuchen ihrer Firma, planten sogar mit der OHG Groedel zu expandieren. Bis zum November 1938 hielt ihre Weigerung das Gelände, welches seit 1896 im Besitz der Firma war, an die Adlerwerke zu verkaufen stand. Dann jedoch wurde zu drastischeren Mitteln gegriffen. Am 10.11.1938 wurde Ludwig Groedel von der Gestapo in „Schutzhaft“ genommen und in das KZ Buchenwald deportiert. Sein Bruder war zu dieser Zeit im Ausland und entging diesem Schicksal. Am Nachmittag desselben Tages strömten Arbeiter der gegenüberliegenden Adlerwerke in die OHG Eduard Groedel, zerstörten die Büroräume, plünderten den Kassenschrank und legten Feuer. Der Belegschaft der OHG blieb nichts anderes als zu fliehen. Die Feuerwehr löschte das gelegte Feuer, wie andernorts auch, erst wirksam als es drohte auf die Adlerwerke überzugreifen. Der Bürovorsteher der OHG Eduard Groedel Hermann Hahn wurde danach in das Gauhaus der NSDAP bestellt, wo ihm erklärt wurde, dass ein Verkauf nur an die Adlerwerke erfolgen dürfe.
Am 12.12.1938 wird Ludwig aus der KZ-Haft entlassen, jedoch nur unter Auflagen: Er muss das Firmengelände an die Adlerwerke verkaufen und danach auswandern. Der Verkauf erfolgt am 30.03.1939 an die Adlerwerke AG. Um den Schein der Legalität zu wahren wird die erforderliche Empfehlung der Frankfurter Industrie- und Handelskammer eingeholt. Deren Vizepräsident war allerdings bereits seit 1934 der Aufsichtsratvorsitzende der Adlerwerke (Dr. Ernst Busemann). Auch die Erlaubnis vom Gauwirtschaftsberater der NSDAP wird eingeholt. Welcher allerdings danach, am 29.04.1939, in den Aufsichtsrat der Adlerwerke berufen wird. Bezahlt wurden 64.100 RM, was lediglich einem Teil des Verkehrswertes entsprach. Der Grundbucheintrag zugunsten der Adlerwerke wurde am 24. August 1939 gemacht. Einen Monat später am 21.09.1939 erfolgte die Zahlung des Betrages auf Auswanderungssperrkonten von Max und Ludwig bei der Dresdner Bank. Die Brüder hatten also über den, ohnehin zu niedrigen, Kaufpreis keine Verfügung. Im weiteren Verlauf wird die Firma durch den Bürovorsteher Hermann Hahn als Treuhänder zwangsweise liquidiert. Ludwig wanderte nach dem Verkauf nach London aus, wo sich bereits sein Bruder Max aufhielt. Später geht er in die USA.
Auf dem arisierten Gelände werden ab 1940 Torpedoteile hergestellt und ab 1941 Zwangsarbeiter eingesetzt. Bis März 1945 wurden dort über 2.000 Zwangsarbeiter und etwa 250 Kriegsgefangene beschäftigt. Ab 1944 wird das Gelände zum KZ-Außenlager, KZ Struthof-Natzweiler „Katzbach“.
Ludwig Groedel und die Erben des bereits verstorbenen Max Groedel erhielten als Wiedergutmachung nach dem Krieg 100.000 DM von den Adlerwerken.
Darleen Pappelau (Universitätsbibliothek Frankfurt am Main), Stand vom 27.06.2025
Verknüpfte Personen/Körperschaften
Groedel, Eduard (steht in Beziehung mit)
Groedel, Ludwig (steht in Beziehung mit)
Groedel, Max (steht in Beziehung mit)
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