Notiz: Der Verein zur Förderung der Volksbildung wurde am 01.05.1918 durch Dr. von Marquardt, Regierungsdirektor, ins Leben gerufen. Von Beginn an war der erste Vorsitzende Dr. Robert Bosch, welcher den Verein auch erheblich finanziell unterstützte. Geschäftsführer war ebenfalls von Beginn an Theodor Bäuerle. Bei Gründung hatte der Verein 20 Mitglieder und dabei blieb es auch, da beschlossen wurde keine neuen aufzunehmen. Zum Verein gehören folgende Abteilungen: Büchereiabteilung (mit Bücherei des Vereins, sowie dem Landesausschuss für volkstümliches Büchereiwesen), die Beratungsstelle für Vereinstheater und Laienspiel, das Stuttgarter Künstler-Marionettentheater, die Volkshochschule Comburg, das Volksschulheim Denkendorf (für Mädchen), das Konservatorium für Musik, die Württ. Bildstelle und die Württ. Volksbühne.
Nach der Machtergreifung 1933 darf der Verein zunächst weiterarbeiten (Der Württ. Kultminister erteilt am 05.05.1933 die Erlaubnis unter der folgenden Bedingung.) Sie sollen jedoch Studienassessor Dr. Cuhorst und Prof. Dr. Goering in den Verein, bzw. den Vorstand aufnehmen. Lediglich das Konservatorium für Musik wird zum 10.05.1933 aufgelöst, sein Direktor abgesetzt. Bereits im Juli wird das Konservatorium jedoch neu aufgebaut. Um den Verein weiterhin zu sichern tritt er in Verhandlungen mit dem NS-Lehrerbund, um eine Zusammenarbeit zu vereinbaren. Diese Verhandlungen werden jedoch bald vom Ministerium untersagt. Stattdessen soll der Verein im Bereich der Erwachsenenbildung mit der NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude zusammenarbeiten. Diese enge Zusammenarbeit soll bereits 1934 beginnen. 1934 untersucht außerdem die Kriminalpolizei alle Bücher (wahrscheinlich sind Haushaltsbücher gemeint), die in Verbindung mit der Abteilung Heimatwerk stehen.
1936 wird der Geschäftsführer Theodor Bäuerle vom Gaubeauftragten der Partei, Dr. Klett, beschuldigt marxistische Bücher aus der Vereinsbücherei zu entfernen und diese zu verstecken. Dies ist nicht der erste Vorwurf gegen den Geschäftsführer, wurde er bereits als Logen Mitglied beschuldigt, die Situation konnte jedoch geklärt werden. Der neuerliche Vorwurf bewegte jedoch den ersten Vorsitzenden sich persönlich und finanziell aus dem Verein zurückzuziehen. Ohne seine finanzielle Unterstützung muss der Verein liquidiert werden. Zudem stand auf Grund der starken Einschränkung des Tätigkeitsgebietes schon länger in Frage, wie lange der Verein fortgeführt werden kann. Bereits 1936 werden die Mietverträge gekündigt und die Mitarbeiter der Abteilungen zu unterschiedlichen Terminen, spätestens zum 31.12.36, gekündigt.
Als Liquidatoren wurden Theodor Bäuerle, Hugo Hausel und Dr. Paul Scheuing benannt. Die Musikabteilung wurde nach der Liquidation als selbstständiges Institut unter dem Namen „Württ. Musikhochschulverein“ weitergeführt. Auch das Konservatorium wird fortgeführt, allerdings als „Musikschule der NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude“. Die Volkshochschulen wurden ebenfalls durch die NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude übernommen. Der Gaubeauftrage Klett verlangte das Vermögen des Vereins der Partei zu überschreiben. Entgegen dieser Forderung wurde das übrige Vermögen dem Württ. Kultministerium übergeben mit der Maßgabe es für gemeinnützige Volksbildungszwecke in Württemberg zu nutzen. In der Abschlussbilanz vom 31. März 1936 wurden die Bücher des Vereins mit einem Wert von 4615 RM angegeben. Am 18. Juli 1936 wurde die Liquidation beschlossen und das Restvermögen in Sachwerten daraufhin dem Kultministerium übereignet. Im Januar 1938 werden die Konten aufgelöst und die Liquidation damit abgeschlossen. Erst 1940 wird die Löschung aus dem Vereinsregister beantragt.
Darleen Pappelau (Universitätsbibliothek JCS Frankfurt a.M.), Stand vom 09.07.2025
Verknüpfte Person/Körperschaft
Bücherei des Vereins zur Förderung der Volksbildung (steht in Beziehung mit)