Bücherei des Vereins zur Förderung der Volksbildung

Person/Körperschaft

Identifier/Permalink:
Entity 19930
Gründung: 1918
Auflösung: 1936

Identifikation Person/Körperschaft: ja
NS-verfolgt: unbekannt
Eigentümer: unbekannt
Notiz: Die Büchereiabteilung wurde kurz nach Gründung des Vereins, noch im selben Jahr, errichtet. Sie sollte das Büchereiwesen neuordnen und eine eigene Bücherei aufbauen. Der Leiter der Büchereiabteilung war Alfred Jennewein. Zu Beginn brachte man die Bücherei im Kasino der großen Infanteriekaserne unter. Später zog sie in die Hölderlinstr. 50 um, wo sie bis zum Schluss verblieb.
In der Folge werden durch diese Abteilung oder zumindest mit ihrer Beratung hunderte Volksbüchereien in Württemberg eingerichtet oder umgebaut. 1921 wurde die erste deutsche Büchereiberatungsstelle eingerichtet. Bereits 1926 bestand die Büchereiabteilung aus der Bücherei, dem Landesausschuss für volkstümliches Büchereiwesen und einem Einkaufshaus für Büchereien. Die Bücherei setzte sich zusammen aus einer wissenschaftlichen mit 4400 Bänden und der Bücherei der Volkshochschule mit 1700 Bänden. Der Landesausschuss beriet bereits 172 Büchereien, hatte 30 miteingerichtet oder errichtet, sowie teilweise deren Kataloge verfasst, und 12 Büchereikurse abgehalten. Die Bücherei wurde durch Mitarbeiter des Vereins, sowie durch Lehrer und Hörer der Volkshochschulen (Stuttgart, Comburg, Denkendorf) genutzt. 1928 hatte die Bücherei einen Umfang von 6030 Bänden, sowie jährl. Entleihungen von rund 4000 Bänden. Dabei hatte sie nur an Samstagen von 16-18 Uhr geöffnet. 1929 umfasste die Bücherei bereits 7205 Bände, hatte ca. 190 aktive Leser und 4181 Entleihungen im Jahr. Im Jahr 1930 war der Leiter Alfred Jennewein eine Weile abwesend, in welcher er durch Herrn Crome vertreten wurde. Ab 1931 arbeitet Jennewein nebenamtlich in der Stuttgarter Volksbibliothek, weswegen ein Teil seines Gehalts von dieser übernommen wird. 1931/32 richtet die Büchereiabteilung zusätzlich Lagerbüchereien für studentische Arbeitslager und das Heimwerk ein. Außerdem unterstützt sie mit einer Bücherverteilung die geistige Winterhilfe. Als die Volksbücherei vollständig etabliert ist und ihre Verbindung zur Volkshochschule gefestigt verändert sich die Aufgabe der Bücherei des Vereins. Denn diese soll nun nur noch für die Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Zusätzlich übernimmt Jennewein ab 1932 die Cannstatter Bücherei.
1933 beginnt man die Bücherei zum Thema Volkskunde auszubauen. Ab April 1934 betreut die Volksbücherei Stuttgart fachlich die Bücherei der DAF. Außerdem wird nunmehr das vollständige Gehalt von Jennewein durch die Stadt Stuttgart finanziert. Anfang 1936 ist die 1933 angekündigte gesetzliche Neuregelung noch immer nicht erfolgt, wodurch die Büchereiarbeit ohne gesetzliche Grundlage dasteht und damit fast völlig lahmgelegt ist. Zudem wird der Geschäftsführer Theodor Bäuerle vom Gaubeauftragten Dr. Klett im Juni beschuldigt marxistische Bücher aus der Bücherei entfernt und versteckt zu haben. Da es keinen Nachweis darüber gäbe, ob diese verbrannt wurden, lediglich den Eintrag in der Kartei „am 13.4.1933 ausgeschieden“. Diese neuerliche Defamierung veranlasst den ersten Vorsitzenden Robert Bosch dazu sich persönlich und finanziell aus dem Verein zurückzuziehen. In der Abschlussbilanz zur Liquidation im März 36 werden die Bücher der Bücherei mit einem Wert von 4615 RM angegeben. Nur 3 Monate später hat sich dieser Wert im Rahmen einer Inventur auf 4000 RM reduziert. Die Stuttgarter Volksbüchereien übernehmen im Liquidationsprozess die Büchereimöbel der Bücherei des Vereins.
Darleen Pappelau (Universitätsbibliothek JCS Frankfurt a.M.), Stand vom 09.07.2025

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