Notiz: Die Bibliothek des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) war eine der zentralen Sammelstellen für NS-Raubgut. Sie ging aus der Fachbücherei der Sicherheitsdienstes (SD) der Schutzstataffel (SS) hervor und war anfangs organisatorisch dem Amt II zugeordnet (A 2 Bibliothek). Nach der Umstrukturierung des RSHA firmierte sie als Amt VII (Weltanschauliche Forschung und Auswertung) A (Materialerfassung) 1 (Bibliothek).
Den Aufgabenbereich der Bibliothek des RSHA definierte Amtschef Franz Alfred Six folgendermaßen:
„Um die geistigen Waffen des weltanschaulichen Gegners kennen zu lernen, ist es für die Forschung notwendig, auch eingehend mit dem Schrifttum das der Gegner hervorgebracht hat sich zu beschäftigen. Für die Bibliothek erwächst daraus die doppele Aufgabe: 1. Das gesamte Schrifttum des Gegners zu sammeln und 2. Dieses Schrifttum der Forschung dienstbar zu machen.“
(Fragment eines Konzepts oder Schreibens, ca. Anfang 1940. „Betr. Gegnerforschung, Referat II A 2 (Bibliothek)“, o.D., BArch R 58/7295, Bl. 137.)
Der Aufbau der Bibliothek veränderte sich im Laufe der Jahre wiederholt, da immer mehr Sammelgebiete hinzukamen.
Im Wesentlichen bestand sie aus sogenannten Gegnerbibliotheken zu:
- Freimaurerei
- "Politische Kirchen"
- Marximus
- Judentum
- „Emigranten und sonstige Gegner-Gebiete“
Neben dieser Gruppe "Gegner" war zuletzt auch der Aufbau von zwei weiteren Gruppen, "Deutsches Reich und Generalia" und "Ausland" vorgesehen, sowie einer Bibliothek "Geheimwissenschaften".
Die sogenannte Judenbibliothek wurde nach und nach in der Eisenacher Straße aufgestellt, die übrigen Teilbibliotheken befanden sich in der Emser Straße. Ab 1943 wurden aus beiden Häusern Teile des Bestands an verschiedene Standorte in Niederschlesien und Nordböhmen sowie in das KZ Theresienstadt ausgelagert.
Für weitere Informationen siehe die entsprechende Seite des
ProvenienzWiki des GBV
sowie
Seibert, Sebastian: Die Bibliothek des Reichssicherheitshauptamtes und der Kulturgutraub in der Zeit des Nationalsozialismus (Berliner Handreichungen zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft 515), Berlin 2023.
Text: SJS (Stiftung Topographie des Terrors), Stand: 15.01.2025.